Valentinstag 2023

Hab ich jetzt alles eingepackt? Xaver stand in der Küche und sah sich um. Gleich würde er sich mit seiner besten Freundin Cheyenne zum Picknick treffen und heute musste alles perfekt sein. Es würde kein normales Picknick sein – nein. Der junge Mann hatte eine ganz besondere Frage an das Mädchen und da musste wirklich alles perfekt sein.

Also, gehen wir die Liste noch mal durch… Brot – check, Butter? Auch check…  Gurke, Paprika, Tomate….  Check. Schinken und Käse sind auch da.  Die Decke – check…  Oh, und auf gar keinen Fall Cheyennes Lieblingsmarmelade vergessen!  Der Junge war so nervös, dass er beinahe das Wichtigste vergessen hätte. Er war ein bisschen schockiert über sich selbst, als er sich das kleine Erdbeer-Marmeladenglas aus einem Schrank in der Küche schnappte. Etwas beruhigter packte er das Gläschen in den liebevoll vorbereiteten Korb zu den anderen Sachen. Er hatte alles frisch vom Markt gekauft und hatte für das Geld hart gearbeitet – nur für den heutigen Tag. Xaver atmete tief ein und aus und ein nervöses Grinsen kam ihm über die Lippen. Gleich würde er einen schönen Nachmittag mit Cheyenne verbringen und würde ihr die Frage der Fragen stellen. „Cheyenne… Willst d-du mit mir… z-zusa…“ „Xaver? Du bist ja noch hier, solltest du nicht langsam los, um Cheyenne zu treffen?“ Xavers Herz machte einen Sprung vor Erschrecken und er hielt sich die Hand vor den Mund, als seine Mutter plötzlich in der Küche auftauchte. „Mam… du hast mich zu Tode erschreckt und mir fast einen Herzinfarkt verpasst…“ „Haha, da ist wohl jemand sehr nervös heute.“ „Pff, gar nicht wahr…“ Xavers Mutter schmunzelte und stützte sich mit dem Arm auf der Küchentheke ab. „Hast du denn auch an was zu Trinken gedacht?“  Ah… Gut, dass sie es erwähnt…  „Stimmt, das hätte ich auch fast vergessen…“ Der junge Mann ging zum Keller und holte daraus einen Orangensaft hervor, den er behutsam zu den anderen Zutaten in den Picknickkorb packte.

„So, nun müsste ich alles haben.“ „Xaver.“ „Mam?“ „Ich hab euch noch etwas leckeres gebacken, schau doch mal zum Ofen.“ Xaver legte den Kopf schief und ohne den Blick von seiner Mutter abzuwenden begab er sich zum Ofen in der Küche. Es war ein sehr alter Ofen, aber er tat das, was er sollte. Xaver erinnerte sich, wie er letzten Winter wieder das Feuerholz gehackt hatte. Nun, da er fast erwachsen war konnte er seiner Mutter viel abnehmen und helfen. Als er klein war, musste sie alles selbst auf die Reihe bringen, da sein Vater die beiden verlassen hatte, als der Junge noch sehr klein war. Seitdem waren die beiden auf sich alleine gestellt.

„Oh, dein berühmter Vanille-Kuchen! Vielen Dank, Mam, das ist perfekt!“ Er nahm sich das kleine Blech mit dem beigen Kuchen und packte es ebenfalls vorsichtig in den Korb. Seine Mutter schien zu ahnen, dass heute ein wichtiger Tag für ihren Sohn war. Sie lächelte und schloss die Augen. „So, nun sieh zu, dass du los kommst, du willst ja nicht zu spät zu deinem Date kommen.“ Xaver stockte der Atem und er wurde rot wie eine Tomate im Gesicht. „Mam! … Woher weißt du…“ „Mütterlicher Instinkt, Schatz.“ Sie sah ihn stolz an und hob den Picknickkorb auf, um ihn Xaver in die Hände zu drücken. „So, jetzt los, mein Schatz. Viel Spaß und viel Glück.“ Sie zwinkerte ihrem Sohn zu, bevor sie ihn aus der Küche schob.

Xaver verließ das Haus und ging auf sein Pferd Shiva zu, welches er bereits vorhin schon gesattelt hatte. „Hey Shiva, vielen Dank für deine Geduld.“ Das Pferd schnaubte wie zur Bestätigung und scharrte mit den Hufen. „Ja, ja, ich komm ja schon – stresst mich nicht alle so… Ich bin doch nervös genug…“ Der Junge seufzte und schloss kurz die Augen. Dann schwang er sich in den Sattel und stellte den Picknickkorb vor sich auf das Stück Sattel, das nicht unter dem Jungen verschwand. „So, los Shiva, aber vorsichtig…“ Sonst war meine ganze Mühe umsonst, wenn der Korb umfällt…  Das Pferd setzte sich in Bewegung und stolzierte in einem strammen Schritt die kleine Distanz durch die Unterstadt bis zu Cheyennes Haus.

Dort angekommen wartete das Mädchen bereits mit seinem Pferd Falconheart vor der Scheune. „Oh, hi Xaver!“ Xaver lächelte, als er sah, wie Cheyenne ihm winkte und sich freute, dass er gekommen war. Sie ist so ein Engel…  „Na? Beriet für ein Picknick?“ „Ja klar, ich hab eh schon gewartet, hihi.“ Der Junge kratzte sich am Kopf und wandte seinen Blick verlegen zu Seite. „Hehe… Ja, ehm, tut mir leid, ich habe… wohl zu lange gebraucht. Aber es sollte alles perfekt sein heute.“ Seine Freundin legte den Kopf schief, aber ging nicht weiter darauf ein. Sie schwang sich mit Kraft auf ihr Pferd und ritt neben Xaver. „Also, wohin?“ Der Junge konnte Freude in ihrer Stimme vernehmen und wurde entspannter. Sein Herz klopfte zwar immer noch wie wild, aber es beruhigte ihn, dass seine Freundin noch nichts von seinem Vorhaben ahnte und sich so auf das gemeinsame Picknick freute. „Ich dachte, wir gehen zu deinem Lieblingsplatz, wenn das für dich passt?“ Das Mädchen schloss die Augen und nickte mit einem Lächeln auf den Lippen. Dann ritten die beiden vom Hof und los zu Cheyennes Baum.

            Nach einer Weile hatten sie den Ort erreicht, auch wenn es dieses Mal eine richtige Herausforderung war durch das Tor zu kommen, da sie den Picknickkorb dabei hatten und eigentlich nicht so schnell durchfetzen konnten, wie sonst immer – aber der Korb hatte es überlebt und das Picknick konnte nach wie vor stattfinden. Die zwei Freunde sprangen von ihren Pferden und breiteten die große Picknick-Decke aus. Dann setzten sie sich darauf und sahen ihren vierbeinigen Freunden kurz beim Grasen zu.

            Die Chromasterne funkelten kraftvoll am Himmel, es war angenehm warm und die Meeresbrise wehte durch das Haar der beiden Teenager. Sie genossen es einfach gemeinsam da zu sitzen, sich von ihrem Tag zu berichten und sich gegenseitig zu necken. Cheyenne hatte sich sehr über das Picknick gefreut und vor allem über ihre Lieblingsmarmelade, die Xaver extra für sie besorgt hatte. So verging der Tag langsam und in Ruhe und der Abend brach herein.

            Jetzt oder nie… Xavers Herz pochte stark und er fing an leicht zu schwitzen. Er schloss die Augen und atmete tief ein und wieder aus. „Hm, ich denke ich will noch ein Marmeladen Brötchen.“ Cheyenne holte ihn aus seinen Gedanken und griff nach einem Stück Brot. „Xaver, kannst du mir die Marmelade geben?“ Der Junge betrachtete das Glas mit dem roten Inhalt und hob es in die Luft. „Du willst also noch ein Marmeladen Brot, hm? Na, dann komm und hol dir die Marmelade!“ Der Junge stand auf und beschloss, dass sein Geständnis warten könnte. Erleichtert lachte er und ihm fiel ein Stein vom Herzen, dass er noch etwas Zeit gewinnen könnte. „Hey, nicht fair, gib mir meine Marmelade!“ Cheyenne stand ebenfalls auf und griff nach dem Gläschen, aber Xaver zog seine Hand weg. „Haha, nimm sie dir doch, wenn du sie willst!“ Die beiden lachten und das Mädchen jagte den Jungen für eine Weile, bis sie ihn eingeholt hatte und auf seinen Rücken sprang. Beiden fielen ins Gras und Xaver landete auf Cheyenne. Sie waren sich nun ganz Nahe und schauten einander in die Augen. Der junge Mann wurde rot im Gesicht, schaute dieses Mal aber nicht weg. Sein Herz schlug so schnell, dass es zu zerspringen drohte und seine Freundin bekam dies eindeutig mit, da er auf ihr lag. Am liebsten hätte er sie jetzt einfach geküsst. Jetzt war der Zeitpunkt für die Frage der Fragen – nun wirklich jetzt oder nie. „Xaver… Kannst du bitte von mir runtergehen.“ Ein unbeholfenes Lächeln kam über Cheyennes Lippen, als sie ihm diese Bitte auftrug. „Cheyenne…“ Seine Stimmte zitterte und er hatte Angst, dass er gleich kein Wort mehr herausbringen würde. Er war so nervös wie noch nie zuvor. „Ja?“ Das Mädchen schaute ihm mit fragenden, aber ruhigen Augen an. Sie schien es ihm auch nicht übel zu nehmen, dass er noch nicht von ihr runter gegangen war. Sie schien zu spüren, wie wichtig das hier für den Jungen war. „Cheyenne… ich… muss dich etwas fragen…“ Seine Worte waren leise und unsicher. Cheyenne, wir kennen uns jetzt schon so lange… Jeden Tag schenkst du mir Freude und du bist immer für mich da, wenn es mir schlecht geht. Du bist wunderschön und ehrlich, höflich, zuvorkommend, nett, dein Charakter ist einfach der Beste, den ich je kennen gelernt habe. Ich bin so unendlich dankbar, dich gefunden zu haben… I-Ich… weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich… Ich liebe dich…  In Gedanken ging Xaver durch, was er ihr sagen wollte. „Cheyenne… Ich…“ Aber über seine Lippen kam nur eine Kurzversion. „W-willst du mit mir zusammen…“ Das Mädchen schien zu wissen, was kommt und wandte ihren Kopf ab mit einem Blick, der nun fast schuldbewusst aussah. „Xaver…“ Der Junge legte ihr einen Finger auf den Mund und dreht ihren Kopf wieder zu sich. Das ist ihre Antwort… Genauso wie ich es mir gedacht habe…  „Willst du mit mir zusammen die Chromasterne morgen früh beim Aufgehen beobachten?“ Das Herzklopfen verschwand und Xaver lächelte Cheyenne an. Ob sie bemerkte, dass es ein trauriges Lächeln war? Er wollte keine Antwort erzwingen, die ihr unangenehm war und er wusste ohnehin, dass es ein ‚Nein‘ wäre basierend auf ihrer Reaktion. Das Mädchen schien sich ebenfalls zu einem Lächeln zu zwingen. „Ja, klar können wir das tun, gerne.“ Xaver hoffte inständig, dass es nun keine unangenehme Stimmung zwischen den beiden geben würde, und er ging von Cheyenne runter. Er half ihr auf und reichte ihr das Glas Marmelade. Die beiden setzten sich wieder auf die Picknickdecke und Cheyenne machte sich ein Brötchen.

            Nachdem sie ihr Brötchen gegessen hatte kuschelte sie sich an Xaver, welcher überrascht war von ihrer Annäherung. Er nahm sie ihn den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Xaver, ich hab dich so lieb, du bist mein bester Freund und ich bin froh, dass wir uns kennengelernt haben.“ „Geht mir genauso Cheyenne…“ Innerlich war Xaver zwar traurig und verletzt, aber er freute sich sehr über die Worte seiner besten Freundin. Er schien zumindest ihre derzeitige Beziehung nicht zerstört zu haben und das war ihm wichtig. Er würde nicht aufgeben, er liebte dieses Mädchen und würde es wieder versuchen. Er würde ihr Zeit geben. Alle Zeit der Welt. Vielleicht war sie einfach noch nicht so weit. So verging der Abend und beide beobachteten schweigend, aber aneinander gekuschelt, wie die Chromasterne untergingen.

de_DEDeutsch